Erstkontaktbegegnung zwischen Schülerinnen und Schülern September 2007

Bericht der deutsch-russischen Projektarbeit in Pskov

vom 13. bis 20. September 2007

Donnerstag, 13. September 2007

Früh morgens um 4 Uhr treffen sich 11 Schülerinnen und Schüler und 4 Lehrerinnen und Lehrer am Berufskolleg, um gemeinsam mit dem Bus zum Flughafen Köln-Bonn zu fahren. Einchecken, Pass- und Visakontrolle verlaufen problemlos und pünktlich um 06:45 Uhr hebt das Flugzeug von Germanwings in Richtung Sankt-Petersburg ab. Für die meisten Schüler ist es der erste Flug in ihrem Leben und sie sind entsprechend nervös. Die Kontrolle der Einreisepapiere und Visa am Petersburger Flughafen dauert dann etwas länger als in Deutschland und gegen 12:30 Uhr Ortszeit treffen wir auf Igor Savraev, unserem russischen Ansprechpartner, und Olga Kakurina, der Dolmetscherin, die auch zuständig für die Auslandsangelegenheiten der Fachhochschule und des Polytechnischen Kollegs Pskov ist.

Ein Kleinbus bringt uns ins ca. 260 km entfernte Pskov. Dass die Fahrt mit einer kurzen Essenspause mehr als fünf Stunden dauert und die russischen Busse und die Toiletten etwas anders sind, als wir das aus Deutschland kennen, wird den Schülern schnell deutlich.

Gegen 19 Uhr kommen wir in Pskov am Studentenwohnheim der Fachhochschule an. Dort warten bereits die Gastfamilien auf ihre deutschen Gäste und alle sind neugierig, wie die erste Nacht in Russland wohl sein wird.

Freitag, 14. September 2007

Am nächsten Morgen treffen sich alle um 9 Uhr im Polytechnischen Kolleg, wo sie vom Rektor der Hochschule, Herrn Werteschew, begrüßt werden. Der Rektor erklärt Besonderheiten zur Hochschule und zum Polytechnischen Kolleg und drückt seine Freude dar- über aus, dass zum ersten Mal Schüler des Berufskollegs Eschweiler in Pskov zu Gast sind. An eine einstündige Führung durch die Räumlichkeiten der Hochschule und des Kollegs, bei der sowohl Klassen- als auch Fachräume und die Sporthalle besichtigt werden, erteilt Frau Kakurina der Gruppe eine Doppelstunde in Russisch, damit in den nächsten Tagen zumindest die grundlegende Kommunikation zwischen den deutschen Teilnehmern und ihren russischen Gastgebern gesichert ist. Wir müssen alle feststellen, dass die russischen Wörter sehr schwer einzuprägen sind, aber schon bald funktionieren zumindest elementare Begrüßungsfloskeln.

Nach dem Mittagessen in der Mensa treffen wir uns zunächst zum gemeinsamen Deutschunterricht bei Olga Obratneva, in dem die Schüler in Kleingruppen zusammen arbeiten und sich gegenseitig vorstellen. Auch die Lehrer werden nicht ausgespart. Nach einer kurzen Pause finden Präsentationen zu russischen und deutschen Dichtern der Romantik statt. Da für das Wochenende ein Besuch nach Puschikinskije Gory geplant ist, stellen die russischen Schüler in einer Power-Point-Präsentation die Besonderheiten Puschkins vor. Die deutschen Schüler haben eine Vorstellung des Romantikers Novalis vorbereitet.

Nach der Schule geht es wieder in die Gastfamilien. Deutsche und russische Schüler haben keine Probleme, die Abende gemeinsam zu planen. Natürlich darf dabei auch ein Besuch in einer russischen Diskothek nicht fehlen. Die Lehrer treffen sich hingegen in einer ruhigeren Umgebung zum Essen im Restaurant.

Samstag, 15. September 2007

Nach dem Frühstück steht eine Stadtführung durch Pskov auf dem Programm. Der Ort hat ca. 200 000 Einwohner und wurde bereits im Jahre 903 zum ersten Mal erwähnt, kann also auf eine lange Geschichte zurückblicken. Besonders beeindruckend ist der Besuch im Kreml von Pskov und in der Dreifaltigkeitskirche mit ihren goldenen Kuppeln. Natürlich darf auch ein Gang über den täglich stattfindenden großen Markt nicht fehlen, der uns mit seinem umfangreichen Angebot überrascht. Mittlerweile kann man in den russischen Städten alle erdenklichen Waren kaufen, die man auch in Westeuropa erhält - nur sind die Preise für viele Bewohner Russlands noch zu hoch.

Nach einem gemeinsamen Mittagessen im Café "In der Stadt N" kehren die Schüler noch einmal zu einer kurzen Ruhepause in ihre Gastfamilien zurück, ehe sich alle abends im Deutsch-Russischen Begegnungszentrum der Stadt Pskov zu Tee und Kuchen treffen. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde folgt eine kurze Führung durch eine kleine Ausstellung der deutschen und russischen Wehrmacht.

Sonntag, 16. September 2007

Schon um 9 Uhr geht es, zusammen mit den Schülern der russischen Gastfamilien, nach Puschinskije Gory, dem Wohnort Puschkins. Die Fahrtdauert ca. zwei Stunden und führt uns in eine Art "Freileichtmuseum", in der neben dem Haus Puschkins auch noch das gesamte Dorf rekonstruiert wurde. Am Grabe Puschkins werden zunächst Blumen niedergelegt, die von zahlreichen Frauen vor der Kirche für wenige Rubel verkauft werden. Danach führt ein halbstündiger Spaziergang zu Puschkins Haus. Hier erfahren wir im Rahmen einer deutschsprachigen Führung weitere Details aus dem Leben Puschkins.

Das Mittagessen nehmen wir im Besucherzentrum des Dorfes ein. Die russische Küche mit ihren zahlreichen Suppen ist uns mittlerweile schon gut bekannt. Danach geht die Fahrt weiter zu einer Straußen-Farm in einem kleinen Dorf in der Nähe, wo wir Straußen und andere, zum Teil recht exotisch anmutende Vogelsorten mit Brot füttern - ein beliebtes russisches Ausflugsziel.

Abend lernen die Schüler die Besonderheiten eines typisch russischen Jugendzentrums mit russischer "Banja" kennen. Die Lehrer sind bei den Eltern von Herrn Savraev zum Abendessen eingeladen und sind, wieder einmal, von der russischen Gastfreundschaft überwältigt.

Montag, 17. September 2007

Der Schultag beginnt mit einem Vergleich der Schulsysteme in Deutschland und in Russland. Herr Joußen stellt das Berufskolleg Eschweiler und die Besonderheiten der Höheren Berufsfachschulen vor, die in etwa dem Polytechnischen Kolleg in Pskov entsprechen. Danach gibt eine russische Kollegin einen kurzen Einblick in das russische Schulsystem. Schnell wird deutlich, dass die Ausbildung in Deutschland wesentlich länger dauert als in Russland. Unsere Dolmetscherin Olga Kakurina war bereits mit 21 Jahren fertig ausgebildete Lehrerin, während bei uns die meisten Lehrer erst mit Ende 20 in den Schuldienst übernommen werden.

Eine Diskussion über Gemeinsamkeiten und Unterschiede der deutschen und russischen Schüler ergibt, dass die deutschen Schüler wesentlich "lockerer" mit dem Leben und auch mit der Schule und den Lehrern umgehen, was bei den russischen Schülern relativ starken Eindruck hinterlassen hat. Der Vormittag wird mit zwei Präsentationen zur Jugendmusik in Russland und in Deutschland abgeschlossen - zwei Vorträge, die auch durch die musikalischen Beispiele sehr anschaulich wirken und die deutlich machen, dass gerade Musik ein wichtiges verbindendes Element ist.

Nach dem Mittagessen in der Mensa besuchen wir das Werk der "Pskover Töpfer". Hier werden die Keramiken hergestellt, die man in der gesamten Stadt als Souvenir oder auch als Gebrauchsgegenstände kaufen kann. In der Abteilung, in welcher die Töpfe von Hand bemalt werden, dürfen sich zwei Schüler mit eigenen Kreationen versuchen. Die gebrannten Töpfe wird uns eine Klasse aus Neuss mitbringen.

Während die Schüler den Abend beim Billard mit ihren russischen Freunden verbringen, sind die Lehrer vom Prorektor der Hochschule zum Essen eingeladen, den sie bereits bei ihrem Besuch im vergangenen Herbst als freundlichen und geselligen Kollegen kennen gelernt hatten.

Dienstag, 18. September 2007

Heute findet eine Exkursion zum Kloster nach Petschory statt, das direkt an der Grenze zu Estland liegt. Die Einwohner Russlands können jedoch nur mit vorher beantragtem Visum über die Grenze. Wir sehen uns das russisch-orthodoxe Kloster an, wobei die weiblichen Teilnehmer Röcke und Kopftücher anziehen müssen - letzteres entfällt glücklicherweise für unsere Gruppe, da keine Tücher mehr zur Verfügung stehen. Vor dem Eingang zu den Grabkammern treffen wir auf eine Schülergruppe aus Neuss, deren Leiter bereits einmal "unseren" Igor Savraev im Rahmen eines Schüleraustausches aufgenommen hat. Sehr beeindruck zeigen sich die Schüler von der Dunkelheit und Stille in den Grabkammern, die nur mit Kerzen begangen werden dürfen.

Nach einem guten russischen Mittagessen im Café "Lilie" geht es zur Festung Isborsk mit ihren heiligen Quellen, die einen Pilgerort für die orthodoxen Gläubigen darstellen und ewige Schönheit und Jugend versprechen - was von einigen Schülern auch ausführlich getestet wird. Der Tag endet mit dem gemeinsamen Abschiedsessen in der Mensa der Hochschule. Viele essen sich schon an den zahlreichen Vorspeisen satt - nicht ahnend, dass noch Hauptgericht und Nachtisch auf sie warten. Alle sind traurig, dass das erste Treffen mit den russischen Schülern schon fast zu Ende ist, denn am nächsten Morgen geht es nach Sankt-Petersburg, von wo aus am übernächsten Tag der Flug zurück nach Deutschland geht.

Mittwoch, 19. September

Bei strömendem Regen fahren wir morgens um halb sieben Richtung Sankt-Petersburg. Die Straßen sind schlecht und wir beschließen, nicht darüber nachzudenken, was passieren könnte. Der Busfahrer fährt glücklicherweise sehr vorsichtig und wir kommen gegen Mittag in Puschkin an. Dort besu-hen wir nach dem Mittagessen den Katharinenpalast mit dem berühmten Bernsteinzimmer. Nachmittags kommen wir dann im Stadtzentrum an und beziehen unsere Zimmer im Hotel "Mir".

Nach dem Abendessen bleibt uns noch ausreichend Gelegenheit, die Stadt ein wenig zu erkunden. Mit Igor und Olga Obratneva gehen wir über den Nevski-Prospekt zur Newa. Da es sehr kalt und windig ist, wird die Exkursion etwas abgekürzt und in den Innenraum von Shopping-Malls verlegt. Gegen 23 Uhr fahren wir mit der Metro ins Hotel zurück, denn alle sind recht müde von den "Strapazen" der vorangegangenen Woche.

Donnerstag, 20. September 200

Nach einem überschaubaren Hotelfrühstück fahren wir schon früh zum Flughafen Pulkuvo, denn wir müssen gegen 10 Uhr einchecken. Igor und Olga bringen uns bis zu dem Punkt, wo wir unser Gepäck aufgeben müssen. Wir verabschieden uns in der Gewissheit, dass wir uns spätestens im nächsten Jahr in Deutschland wiedersehen und dort hoffentlich unser bewährtes trinationales Seminar in Otzenhausen durchführen werden. Nach einem ruhigen Flug kommen wir um 12:50 Uhr Ortszeit in Köln an, wo der Bus bereits auf uns wartet und uns zum Berufskolleg Eschweiler zurückfährt. Alle sind müde, aber voller neuer interessanter Eindrücke von einem großen Land, dessen Menschen mit ihrer Gastfreundlichkeit man als Tourist nie kennen lernen würde.