Mit Hoffnung gegen die Zerstörung

Auf der Baustelle im Hauptgebäude haben Schülerinnen und Schüler des Berufskollegs Eschweiler die "Eschweiler-Flut-Galerie" entstehen lassen.

- Aktuell und gleichzeitig zeitlos: Schülerinnen und Schüler des Berufskollegs Eschweiler entwarfen auf der durch die Hochwasserschäden notwendig gewordenen Großbaustelle im Hauptgebäude die „Eschweiler-Flut-Galerie“. FOTO: ANDREAS RÖCHTER

Corona-Pandemie, Flutkatastrophe und nun Krieg in Europa. Es sind Zeiten, die manchmal hoffnungslos erscheinen. Doch Aufgeben kann keine Option sein. Nicht für die Schülerinnen und Schüler des Berufskollegs Eschweiler, dessen Gebäude durch das Hochwasser in höchstem Maß beschädigt wurde, so dass große Teile der Schulgemeinschaft über viele Monate auf andere Standorte verteilt werden mussten.

Inzwischen sind die Schülerinnen und Schüler dank eines Containerdorfs wieder in der Heimat vereint, doch Haupt- und Nebengebäude stellen nach wie vor eine Großbaustelle dar. „Der Wunsch, trotz allem nicht zu resignieren, sondern dem Dreck, dem Staub und der Enge der Baustelle etwas Neues, Eigenes, Buntes, also etwas Hoffnungsvolles entgegenzusetzen, wuchs bei den Schülerinnen und Schülern spürbar“, erklärt Lehrerin Daniela Pütz. Inspiriert von der „East Side Gallery“ in Berlin entwickelte sich die Idee, im Berufskolleg die„E-Flood-Gallery“ beziehungsweise„Eschweiler-Flut-Galerie“ entstehen zu lassen.

Im Zentrum des Projekts stehen die Schülerinnen und Schüler unterschiedlichster Bildungsgänge, die als Künstler ihre Gedanken, Sorgen, Botschaften in Farbe oder Schwarz-Weiß auf die Wände des rund 70 Meter langen Brettertunnels malten. "So ist ein Ort der individuellen und kreativen Entfaltung entstanden, an dem Träume visualisiert und Hoffnungen formuliert wurden"´, sagt Daniela Pütz als Initiatorin der "Eschweiler-Flut-Galerie"

Ursprünglich lange vor Beginn des russischen Angriffkrieges auf die Ukraine konzeptionell entwickelt, erhielt die Thematik der Galerie aufgrund der Ereignisse der Zurückliegenden vier Wochen natürlich noch einmal eine neue Dynamik. So stellte Schüler Hannes Ortmann das Willy-Brandt-Zitat "Der Frieden ist nicht alles. Aber alles ist ohne Frieden nichts" in den Mittelpunkt seiner Arbeit. Während die Regenbogenfarben als Friedenszeichen das Werk ergänzen, steht das Zitat auf hellblauen, verblassenden Hintergrund. "Ich möchte zeigen, dass der Frieden meiner Meinung nach eine Wunschvorstellung ist. An vielen Orten der Welt, auch in Deutschland, herrscht kein Krieg, Aber gibt es irgendwo auf der Welt wirklich Frieden?“, stellt der Schüler eine Frage in den Raum, mit er der Menschheit den Spiegel vorhält. "

Carolin Labs thematisiert auf „ihrem“ Wandabschnitt neben Krieg und Frieden und dem so gerade aus den Fluten des Hochwassers geretteten Mobiltelefon, das gleichzeitig auf der Corona-Warn-App ein „hohes Risiko“ anzeigt, auch die „Black Lives Matters“-Bewegung, die im Wust der Katastrophenmeldungen keinesfalls vergessen werden dürfte. "

Auch Friedentauben, die Lieblingsfarbe, die nicht jedem gefallen muss, aber sicherlich immer jemanden gefällt, sowie der Gedanke beziehungsweise die Aufforderung, bewusst eigenständige Entscheidungen zu treffen, zieren nun die Bretterwände im Hauptgebäude des Berufskollegs „Hier ist ein Zeitdokument auf hohem Niveau entstanden das Aktualität und Zeitlosigkeit verbindet“, stimmen Daniela Pütz und Schulleiter Thomas Gurdon überein. "

Letzter hofft, dass die Bretterwand als Teil der Baustelle gegen Jahresende abgebaut werden kann. Die auf ihr entstandenen Kunstwerke werden aber definitiv erhalten bleiben. Unter anderem als Fotodokumentation, deren Einzelbestandteile reproduzierbar sein werden. Als Erinnerung an eine herausfordernde Zeit, die (hoffentlich) gemeistert wurde. "

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Eschweiler 26.03.2022 Andreas Röchter

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