Schulgemeinschaft wieder vereint

Nach Fertigstellung des Containerdorfs kann nun wieder am Berufskolleg Eschweiler unterrichtet werden.

- AFertiggestellt und in Betrieb genommen: Ein „Containerdorf“ macht seit einigen Tagen die Beschulung aller Schülerinnen und Schüler des Berufskollegs Eschweiler am eigentlichen Standort in der August-Thyssen-Straße wieder möglich. FOTO: ANDREAS RÖCHTER

„Wir sind zurück“, atmet Thomas Gurdon zumindest ein wenig erleichtert auf. Mit „wir“ meint der Leiter des Berufskollegs Eschweiler die gesamte Schulgemeinschaft, die von der Flutkatastrophe im vergangenen Juli stark betroffen war und nach wie vor ist. Doch der eine oder andere Hoffnungsschimmer ist inzwischen am Horizont zu erkennen. Seit einigen Tagen ist das „Containerdorf“ am Schulstandort an der August-Thyssen-Straße fertiggestellt und in Betrieb genommen. Das heißt, alle Schülerinnen und Schüler des BKE können nun wieder in der „alten Heimat“ beschult werden.

Nach dem Hochwasser, das sowohl das Haupt- als auch das Nebengebäude schwer beschädigte und die Nutzung der Erdgeschosse bis auf weiteres unmöglich macht, mussten zahlreiche Schülerinnen und Schüler bis zu den Herbstferien in den Berufskollegs Herzogenrath und Alsdorf sowie auf Gebäude des RWE in Weisweiler verteilt werden. Bis zuletzt war das BKE Eschweiler an der Mies-van-der-Rohe-Schule beziehungsweise am Berufskolleg für Gestaltung und Technik in Aachen sowie in Räumen des VabW in Eschweiler zu Gast. „Für die gesamte Schulgemeinschaft ist es immens wichtig, wieder an einem Ort vereint zu sein“, unterstreicht Thomas Gurdon.

Der Weg zu den 23 Klassen - und neun Nebenräumen war weit – und mitunter im wahrsten Sinne des Wortes steinig. „Als erstes musste im September der Boden sondiert werden, der sich zunächst als nicht tragfähig für die Container erwies“, denkt der Schulleiter ein halbes Jahr zurück. Viel Abraum musste raus, bevor die Fundamente gelegt werden konnten. Doch einen Schulbetrieb auf die Beine zu stellen, erfordert natürlich wesentlich mehr, als einfach ein paar Containerin die Gegend zu stellen. „Natürlich muss die Qualität der technischen Ausstattung auf dem gleichen Niveau sein wie in den Klassenräumen vor der Flut“, erklärt Thomas Gurdon.Voraussetzung dafür ist eine funktionierende Stromversorgung, für derenU msetzung die Errichtung einer Transformatorenstation notwendig war. Auch zahlreiche weitere „Kleinigkeiten“ mussten entschieden, geplant, beauftragtund umgesetzt werden.

„Dabei darf natürlich nicht außer Acht gelassen werden, dass das Berufskolleg Eschweiler nicht die einzige Institution ist, die vom Hochwasser betroffen war. Dementsprechend sind die Lieferzeiten für Material derzeit sehr lang“, so der Schulleiter, der sich sehr zufrieden mit den Arbeiten rund um das Containerdorf zeigt.

„Es ist ein weiterer kleiner Schritt in Richtung etwas mehr Normalität“, so sein Zwischenfazit, das im Bewusstsein gezogen wird, dass noch extrem viel Arbeit auf die Verantwortlichen des Berufskollegs Eschweiler zukommt und eine Menge Herausforderungen auch auf die Schülerinnen und Schüler warten. „Ich würde sagen, dass wir bei unserem Marathonlauf bei Kilometer elf angelangt sind“, schätzt Thomas Gurdon. „Immerhin“, denken unter anderem die Schülerinnen und Schüler, die sich in der einjährigen Ausbildungsvorbereitung für Wirtschaft und Verwaltung befinden. Diese waren vom Beginn des Schuljahres bis zu den Herbstferien in Räumen des RWE in Weisweiler untergebracht, bevor es in die obere Etage desHauptgebäudes an der August-Thyssen-Straße ging. „Dort waren die Räume aber nicht vollständig funktionsfähig, vor allem was die technischeAusstattung angeht“, berichtet Lehrerin Brigitte Schrameyer. Dies sei nun in den Containern anders. Auch die weiteren Bedingungen haben sich verbessert. „Hier ist die Heizung regulierbar“, macht Schülerin Tuba Harb deutlich, dass seit der Flut vieles, was zuvor selbstverständlich war, eben nicht mehr selbstverständlich ist. Mitschülerin Radchiga Muhunthan weist darauf hin, dass der Schulweg in Richtung Weisweiler durchaus kompliziert sein konnte.

Umstände, die nun der Vergangenheit angehören. Selbst zwei – wenn auch kleine – Sporträume stehen der Schulgemeinschaft nun wieder zur Verfügung. Und der Ausblick auf die künftige Entwicklung? „Bleibt schwer zu planen“, weiß Thomas Gurdon um die zahlreichen Unwägbarkeiten. „Wir gehen davon aus, dass bis zu den Herbstferien entweder das Haupt- oder das Nebengebäude wieder vollständig nutzbar sein wird. Doch die Containerklassen werden in Betrieb bleiben, bis die Arbeiten in beiden Gebäuden abgeschlossen sind“, erklärt der Schulleiter

Eschweiler 17.03.2022 Andreas Röchter